Der Vortrag verfolgt die Vorgeschichte und Geschichte der Revolution in Westsachsen und in ganz Deutschland bis zu ihrem Ende, versucht unsere vielleicht wichtigste revolutionäre Tradition in Erinnerung zu rufen und die Folgen der Niederschlagung der Revolution, die Entstehung des Nationalsozialismus direkt aus der militärischen Konterrevolution zu beleuchten.

Um 18:00 Uhr findet vor Ort bereits die wöchentliche Vokü des Roten Baum e.V. Zwickau statt.

Am 2. November 1923 marschierte die Reichswehr im Rahmen der „Reichsexekution“ gegen die antifaschistisch-sozialistische sächsische Landesregierung aus SPD und KPD in Zwickau ein. Wie überall in Sachsen – und in der Folge in Thüringen – werden die gemeinsamen proletarischen Hundertschaften zerschlagen und mit ihnen große Teile der übrigen Arbeitskräfte-Organisationen und damit die soziale und politische Basis der „Arbeiterregierungen“ schwer getroffen. Dutzende kommen ums Leben, Hunderte werden verhaftet und interniert. Die militärische Besatzung dauert vielerorts noch bis Ende des Jahres, in Thüringen bis nach dem Wahlsieg der Konterrevolution im Februar.

Die 50.000 Mann Reichswehr rücken unterstützt von 10.000 illegalen „Schwarze Reichswehr“-Soldaten zunächst in Nord- und Ostsachsen Stadt für Stadt vor, von Süden wird das Vogtland besetzt, das „rote Herz“ Westsachsen um Chemnitz und Zwickau wird von Dresden, Leipzig und Plauen her eingekreist. Hier war in Städten wie Crimmitschau in den 1860er Jahren die revolutionäre Sozialdemokratie mit ihren sozialistischen Bildungsvereinen und Zeitungen entstanden, wurde die erste Industriegewerkschaft gegründet, sogleich für Frauen offen und von ihnen mitorganisiert. Später klärte der erbitterte Crimmitschauer Textilstreik von 1903/04 die Fronten im Klassenkampf – hier die landesweite und teilweise internationale Solidarität mit dem Kampf um den Zehnstundentag, dort die Einheitsfront aus Staat, Kirche und Bürgertum, schon bald ergänzt um den vom Reichskanzler des Jahres 1923, Gustav Stresemann, gegründeten Verband Sächsischer Industrieller.

Dieser rief schließlich ab Frühjahr 1923 immer lauter nach einem Einmarsch der Reichswehr in „Sowjetsachsen“ um die revolutionäre Hegemonie in einer Region zu brechen, die mehr organisierte sozialistische Arbeitskräfte aufwies als Frankreich und Italien zusammen, in der die roten Parteien über eine parlamentarische Mehrheit verfügten und sich nach Regierungsantritt des Kabinetts Zeigner das Kräfteverhältnis massiv zuungunsten von Bürgertum und Staatsgewalt verschob. Besonders in Westsachsen kam es im Sommer 1923 zu militanten Lohneintreibungen, überall zur Requirierung von Lebensmitteln für Hungernde und Aktionen gegen die Inflation wie die mehrtägigen Dresdner Unruhen, die Preiskontrolle in den großen Markthallen durchsetzen halfen.

Nach dem Einmarsch der Reichswehr und dem Ende der Revolution in Deutschland wird Sachsen (wie auch Thüringen) Schwerpunktgebiet der konterrevolutionären und vor allem nationalsozialistischen Organisation, des Versuchs, im Stile der „Ordnungsparteien“ im Kaiserreich alle anti-sozialistischen Kräfte unter autoritär-nationalistischem und völkisch-antisemitischem Programm gegen die roten Parteien der Arbeitskräfte zu sammeln. 1932/33 haben besonders Wahlkreise in Westsachsen sowohl einige der höchsten Wahlergebnisse für die KPD wie auch für die NSDAP.

 

  • Referent: Daniel Kulla (Autor)
  • in Kooperation mit: Roter Baum Zwickau e.V.
  • Veranstaltungsort:  Vendetta Rosso, Thurmer Straße 19, 08066 Zwickau

 


Dies ist ein Hinweis auf eine Veranstaltung einer externen Veranstalterin (Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen). Organisatorisch und inhaltlich verantwortlich ist die Veranstalterin. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.
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