Das reiche Deutschland ist leider auch „reich“ an Kinderarmut

Die Bertelsmann-Stiftung hat heute neue Zahlen zur Armut von Kindern und Jugendlichen veröffentlicht und eine Kindergrundsicherung gefordert. Demnach sind in Deutschland 2,88 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet, das ist mehr als jedes fünfte Kind. In Sachsen leben 20,3 Prozent der Unter-18-Jährigen in Haushalten, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben. Bei Familien mit mehr als drei Kindern liegt dieser Anteil bei 28,6 Prozent, bei Alleinerziehenden sogar bei 44,4 Prozent. Auch mehr als ein Drittel der jungen Erwachsenen lebt unterhalb der Armutsgrenze.

„Kinder können nichts dafür, wie reich oder arm ihre Eltern sind. Sie leider aber besonders darunter, wenn das Einkommen der Eltern zu klein ist. Das betrifft in Sachsen besonders viele Familien, denn die Löhne sind hier vergleichsweise niedrig. Auch eine Vollzeitarbeit garantiert keineswegs, den Kindern alles bieten zu können, was sie brauchen. Die aktuellen Preiserhöhungen verschärfen das Problem natürlich.“, sagt Landesvorsitzende Susanne Schaper.

DIE LINKE weist auch darauf hin, dass die Zahlen der Bertelsmann-Stiftung zur Armutsgefährdungsquote sich auf das Jahr 2021 beziehen – die Auswirkung der stark gestiegenen Preise werden an dieser Stelle im Bericht der Stiftung also noch nicht berücksichtigt.

„Der Staat muss für Gerechtigkeit sorgen. Die Staatsregierung muss darum unverzüglich tätig werden und einen Landesaktionsplan zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut vorlegen!

Darin sollen langfristige Strategien zur Prävention und entlastende Sofortmaßnahmen ineinandergreifen. Ein Landesgipfel soll relevante Akteure aus Kommunen und Verbänden an einen Tisch holen. Das hatte unsere Fraktion erst vor kurzem im Landtag beantragt, stieß bei der Koalition und der Rechtsaußen-Fraktion allerdings nicht auf offene Ohren. Wir bleiben auch bei unseren Forderungen, dass der Freistaat das Absenken der Kita-Beiträge sowie eine kostenlose Mittagsversorgung in Kitas und Schulen ermöglichen muss. Auch die Alleinerziehenden brauchen gezielte Hilfe.“, ergänzt Landesvorsitzender Stefan Hartmann.

Nötig seien aber vor allem Maßnahmen der Bundesregierung. Die schlimmsten Auswirkungen von Armut und Ungleichheit müsse man auf Landesebene zwar abfedern, aber die Ursachen kann man allein in Sachsen nicht beseitigen.

„Unser reiches Land ist nicht nur reich an Millionären, sondern leider auch ‚reich‘ an Kinderarmut. Die Landesregierung muss im Bund für eine echte, unkomplizierte und vor allem zielgenaue Kindergrundsicherung eintreten. Angesichts der im Freistaat niedrigen Einkommen ist es dafür allerhöchste Zeit. Die bisherigen Pläne der Bundesregierung kommen zu spät und reichen absehbar nicht aus.“, sagt Landesvorsitzender Stefan Hartmann.

„Wer jung und arm ist, erlebt täglichen Verzicht – nicht nur auf Taschengeld, Klassenfahrten, Kinobesuche und Kindergeburtstage, sondern ganz grundsätzlich bei Bildung, Gesundheit und Freizeit. In Sachen sind mehr als 130.000 Kinder armutsgefährdet, fast 80.000 Kinder leben in Haushalten, die Sozialleistungen brauchen. Auch mehr als 100.000 Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren sind armutsbetroffen.“, fasst Landesvorsitzende Susanne Schaper zusammen.

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