Schulische Bildung verbessern

Im aktuellen Schulsystem ist vor allem die soziale Herkunft eines Kindes ausschlaggebend für dessen Zugang zu Bildung. Bildung ist jedoch eine wesentliche Voraussetzung für so ziemlich alles im Leben, sie öffnet Türen und bietet Möglichkeiten, die Schranken der eigenen sozialen Herkunft zu überwinden. Deshalb fordern wir die Aufhebung aller Zugangsbeschränkungen zu Bildungsangeboten.

Wir brauchen eine grundlegende Reform der Schulbildung in Sachsen. Deshalb tritt DIE LINKE. Sachsen für ein möglichst langes gemeinsames Lernen aller Kinder und Jugendlichen ein und sieht sich damit an der Seite der Mehrheit der Wählerinnen und Wähler. Schwerpunkt linker Bildungspolitik bleibt die Überwindung des gegliederten Schulsystems. Deshalb wollen wir:

  • die Ganztagsschule,
  • eine demokratische Schule,
  • Methodenvielfalt in der Unterrichtsgestaltung, die sich an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler orientiert.

DIE LINKE. Sachsen steht für die Verwirklichung der Forderung nach inklusiver Bildung für alle. Es findet keine Auslese statt. Dies bedeutet, dass alle Schülerinnen und Schüler solange wie möglich und so weit wie möglich gemeinsam unterrichtet werden. Unsere Perspektive ist es, die Förderschulen bis auf wenige Ausnahmen verzichtbar zu machen. Die Schule sollte, auf den Interessen und Begabungen der Schülerinnen und Schüler basierend, individuelles und gemeinschaftliches Lernen ermöglichen, damit eine freie persönliche Entfaltung jeder Schülerin und jedes Schülers möglich gemacht wird.

Der Ausbau der Förderinfrastruktur muss forciert werden. Um für alle Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren individuellen Bedürfnissen bestmögliche Förderbedingungen erzielen zu können, müssen die dazu erforderlichen Rahmenbedingungen an allen Schulen im Freistaat geschaffen und zusätzliches, nicht nur pädagogisches Personal, eingestellt werden.

Der Ausbau der Förderangebote muss vorangetrieben werden. Hierzu soll für jede Schülerin und für jeden Schüler ein Förderprofil, ausgerichtet an ihrem/seinem individuellen Bildungsprofil erstellt und umgesetzt werden. Dieses Förderprofil muss in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden.

Den Schulen selbst soll Autonomie bezüglich Schulprofil, Unterrichtsmethoden, Unterrichtsablauf, Personalfragen und sonstiger Belange ihrer inneren Verfasstheit eingeräumt werden. Auch schulintern sollen Autoritäten und Hierarchien abgebaut werden. Deshalb befürworten wir Modelle des rotierenden Direktoriums, bei welchem die Besetzung der Schulleitung regelmäßig durch Wahlen wechselt.

Darüber hinaus sind alle Akteurinnen und Akteure an den Schulen auf geeignete Weise an grundlegenden Entscheidungen des Landes zum Schulkonzept zu beteiligen. Wir streben an, die weitere Schulgesetzentwicklung unter Einbeziehung aller Beteiligten (Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, sonstige Schulbeschäftigte, Schulbehörde, Staatsregierung, Gewerkschaften und andere Interessenvertretungen) im Rahmen eines bildungspolitischen Runden Tisches zu erarbeiten und umzusetzen.

DIE LINKE. Sachsen kämpft für pädagogische Vielfalt und die tatsächliche Wahlfreiheit der Eltern und Schülerinnen und Schüler, unabhängig von deren finanziellen Möglichkeiten. Diese Vielfalt bezieht sich aber auch auf ein breites Bildungsangebot, aus dem Schülerinnen und Schüler nach ihren Neigungen und Stärken, vor allem im künstlerischen und sportlichen Bereich, ohne Angst vor schlechten Bewertungen wählen können. Daher wollen wir im Kunst‑, Sport- und Musikunterricht die Beurteilungen der Schülerinnen und Schüler abschaffen und gleichzeitig das Angebot erweitern.

Zunächst soll in den ersten vier bis sechs Schuljahren das herkömmliche Bewertungssystem mit Ziffernoten durch individuelle Lern- und Entwicklungsberichte ersetzt werden. Hierbei soll eine konstruktive Kommunikation der Pädagoginnen und Pädagogen mit den einzelnen Schülerinnen und Schülern stattfinden, um eine individuelle Förderung zu ermöglichen. Ab Klasse 8 soll es pro Schuljahr mindestens ein mehrwöchiges Praktikum auf freiwilliger Basis geben, welches in der regulären Schulzeit geleistet wird.

Hinsichtlich einer konsequenten Trennung von Kirche und Staat setzt sich DIE LINKE. Sachsen für ein gemeinsames philosophisch-ethisches Lernangebot für alle Schülerinnen und Schüler sowie die Abschaffung des Religionsunterrichtes an den Schulen ein.

Wohnortnahe Gemeinschaftsschulen einrichten

Schulen sind für uns nicht nur Orte des Lernens, sondern auch soziale und kulturelle Einrichtungen und Orte des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Deshalb setzt sich DIE LINKE. Sachsen für wohnortnahe Schulen ein, vor allem auch im ländlichen Raum. Die Einzügigkeit von Schulen muss in Sachsen grundsätzlich möglich sein.

Die den Landkreisen und kreisfreien Städten per Schulgesetz übertragene Schulnetzplanung muss zum Ziel haben, eine möglichst dichte und sinnvolle Schulstruktur, besonders im ländlichen Raum, zu erhalten. Schulnetzplanung muss auf demokratische und transparente Weise zustande kommen. Zur Mitwirkung sind u.a. Kreiselternräte, KreisschülerInnenräte, Gewerkschaften (v.a. die GEW), Kommunalpolitikerinnen und ‑politiker von Trägergemeinden und weitere sachkundige Einwohnerinnen und Einwohner einzubeziehen.

Langfristig werden wir auf die Einrichtung von Oberstufenzentren hinwirken, um angesichts der negativen demographischen Entwicklung eine Vielfalt an Abschlüssen auch im ländlichen Raum zu ermöglichen. Die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen, verbunden mit der Regionalisierung der Schulnetzplanung durch die Landkreise und kreisfreien Städte, sehen wir als Voraussetzung für den Erhalt eines flächendeckenden Schulnetzes. Schulschließungen sind für uns keine Lösung.

Sorbische Schulen

Der Besonderheit des sorbischen Schulwesens ist Rechnung zu tragen, indem vor allem der weiteren Auflösung des sorbischen Schulnetzes ein rechtlicher Riegel vorgeschoben wird. Per gesetzlicher Regelung soll das bilinguale 2‑plus-Konzept Planungssicherheit erhalten und zudem demokratisch legitimierten Vertretungen der Sorbinnen und Sorben ein einklagbares Mitspracherecht an ihren Schulangelegenheiten verbrieft werden.

Kostenfreiheit für Schüler- und Schülerinnenbeförderung und Lernmittel

Für alle Schülerinnen und Schüler muss gleichermaßen Lehr- und Lernmittelfreiheit sowie gesunde, regional erzeugte und bezahlbare Verpflegung eingeführt werden. In allen Schulen sollen eigene Schulküchen eingerichtet werden, in denen die Schulverpflegung vor Ort aus möglichst unverarbeiteten, regionalen und saisonalen Lebensmitteln täglich frisch unter Beteiligung der Kinder und Jugendlichen zubereitet wird.

Schülerinnen- und Schülerbeförderung im ländlichen Raum ist so zu planen und zu gestalten, dass bei Warte- und Fahrtzeiten der Schülerinnen und Schüler von der Schule zum Wohnort 30 Minuten möglichst nicht überschritten werden. Für alle nach Schulgesetz unter die Schulpflicht fallenden Schuljahrgänge sollen keine Elternbeiträge erhoben werden. Das gilt in erster Linie für die Grundschuljahrgänge. Für die allgemeinbildenden Schulen aller Stufen ist zu gewährleisten, dass alle Schülerinnen und Schüler unabhängig vom Geldbeutel der Eltern die Schule ihrer Wahl aufsuchen können. Mittelfristig muss die Schülerinnen- und Schülerbeförderung für alle Schularten kostenfrei sein. Das Land Sachsen ist für die Ausfinanzierung der Schülerinnen- und Schülerbeförderung allein verantwortlich.

Die Lehr- und Lernmittelfreiheit schließt alle benötigten Materialien als auch Hilfsmittel der methodischen Gestaltung des Unterrichts ein: im Kunstunterricht, Kopien, Taschenrechner und allen anderen mathematischen Hilfsmittel für Schülerinnen und Schüler sowie sämtliche Materialen zur Unterrichtsvor- und ‑nachbereitung.